Aller Anfang ist schwer

Seitdem ich hier in Nicaragua bin, hatte ich bereits ein paar Arbeitstage. Nicht viele, aufgrund der vielen Feiertage, dennoch genug, um schon mal einen Einblick zu gewinnen, was mich das nächste folgende Jahr erwartet.
Ich muss gestehen, ich hatte kaum Erwartungen. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Inwiefern ich hier Sport unterrichten werde und welche Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten mir zustehen.
Nun weiß ich es. Wenig Möglichkeiten und doch viel Freiheit.
Inwiefern ich den Unterricht hier gestalte ist mir überlassen.
So stehe ich ganz alleine vor den mal 4, mal 30 Schülern und versuche irgendwie 45 Minuten Sport zu unterrichten.
Doch wie soll das gehen, wenn der Sportplatz ein einziges unebenes Feld ist, die Kinder zum Teil keine Lust haben oder während des Unterrichtes essen, die Jungs nur Fußball spielen wollen und die einzigen Sportmaterialien, die mir zur Verfügung stehen, meine eigenen sind.
Es ist nicht leicht. Die Umstände mit der Sprache tragen zusätzlich zu einer Überforderung bei.
Ja ich bin überfordert. Und ja, jetzt merke ich, dass ich als frische Abiturientin mit gerade mal 18 Jahren doch zu wenig Erfahrungen mitbringe, um als autoritäre Lehrerin zu wirken.
Selbstzweifel kommen in mir auf. Bin ich überhaupt bereit dafür? Schaffe ich das? Wie soll ich diesen Kinder einen guten, abwechslungsreichen Sportunterricht bieten und trotzdem ihren Wünschen nachgehen.
Nur Fußball? Das kann's doch nicht sein!
Doch wenn ich dann mal versuche ein Spiel zu erklären, so wird es nach ein paar Minuten langweilig und ich bekomme nur ''Fútbol'' zu hören.

Mit der Überforderung kommen die schlechten Gedanken auf.
Was mache ich hier? Ein Jahr...das ist doch viel zu lang! Halte ich das durch? Wird es irgendwann besser?
Zu oft denke ich an die Zeit. Zähle die Monate und Wochen, die ich noch hier sein werde. Und in diesen Momenten vermisse ich mein Zuhause. Meine Familie, mein eigenes Zimmer und den deutschen Lebensstandard.
Ich versinke in diesen Gedanken und werde nur noch unglücklicher. Ein unwohles Gefühl geht durch meinen Körper. Ich habe Angst, dass es die falsche Entscheidung war.
Aber aller Anfang ist schwer. Gerade jetzt heißt es Geduld und Abwarten. Stark bleiben und sich auf die schönen Momente konzentrieren. Aufgeben steht nicht zur Wahl.

Ich bin gespannt auf die nächsten Wochen und inwieweit sich meine Gedanken entwickeln werden. Ich bin mir sicher, es wird immer wieder schwere Zeiten geben, in denen ich mir wünschen werde, einfach zu Hause in Deutschland zu sein. Aber genauso weiß ich, dass es wunderschöne Momente geben wird. Momente, die ich so nie hätte erleben können und die alles in den Schatten stellen.
Und an diesen Momenten halte ich mich fest.






Kommentare

  1. Liebe Kristin!

    Ich kann Dir aus eigener Erfahrung in Nicaragua sagen, dass aller Anfang schwer ist! Natürlich läuft gerade am Anfang noch nicht alles so, wie man / du dir das vielleicht erhofft oder vorgestellt hast. Natürlich gibt es immer wieder Herausforderungen und Probleme, die es in einer fremden Kultur, in einer fremden Sprache mit fremden Menschen zu bestehen gilt.
    Und trotzdem möchte ich dich dazu ermutigen, den Blick nicht zu sehr nach Deutschland schweifen zu lassen. Auf die schönen Momente zu schauen, so wie du es selbst sagst, ist das Beste, was du machen kannst. Ich verspreche dir, dass es an genau diesen Momenten in den nächsten 12 Monaten nicht mangeln wird!

    Ich habe ein wunderschönes Video gefunden, dass zeigt, was passiert, wenn wir unsere Ängste überwunden haben: https://www.youtube.com/watch?v=jPcoFv_CCdA. Vielleicht inspiriert es ja auch dich und hilft dir dabei, jeden Tag auf´s Neue, mit Freude und nicht mit Angst aufzustehen und in den Tag zu starten!

    Ich denke ganz fest an dich! Du schaffst das!!!

    Liebe Grüße

    Chris

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    1. Danke für deine netten, ermutigenden Worte und das aussagekräftige Video. Angst sollte mir wirklich nicht die Freude nehmen und den Tag ruinieren :)

      Liebe Grüße aus Nicaragua!

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