Was im April geschah


Anfang des Monats hieß es erstmal Abschied nehmen. Abschied von meinen Eltern, die mich für längere Zeit besucht hatten.
Und Wiedersehen. Wiedersehen mit den anderen Freiwilligen, die ebenfalls während ihrer Ferienzeit auf Reisen gingen.

In der ersten Aprilwoche stand außerdem eine Geburtstagsfeier einer Freiwilligen auf dem Plan. Das Schöne war, dass ihre Eltern zu Besuch waren und so konnten wir in großer Runde ihren Geburtstag nachfeiern mit leckerem Schokofondue und natürlich einer großen Pinata, die bei keiner Feier in Nicaragua fehlen darf.

Zudem fand noch eine Fußballliga statt, bei der unsere, sowie eine weitere Schule unseres Wohnortes San Rafael teilnahmen. Der Sieger der Liga bekommt die Möglichkeit in der Hauptstadt gegen weitere Schulen Nicaraguas zu spielen.
Nach reichlichen Spielen gelangte mein Team bis ins Finale.
Doch trotz großer Motivation, einem super engagiertem Team, das mir sehr ans Herz gewachsen war, und guten Spielzügen verloren wir leider das Finale.
Zwar hat es am Ende nicht ganz gereicht, aber dafür hatten die Jungs großen Spaß an der Sache. Und das ist ja was zählt! Spaß am Sport :)


Eine traurige Geschichte, die sich aber zum Guten gewendet hat, war die Rettung eines Katzenbabys. Robert hatte während seines Sportunterrichts zusehen müssen, wie eine Katzenmutter mitsamt ihres Kitten die Straße überquerte und von einem Auto tot gefahren wurde. Das Kitten jedoch lebte noch. Robert nahm es an sich und brachte es mit ins Büro von Cedru. Es war noch relativ jung und alleine würde es nicht überleben. Das war uns bewusst. Wir entschlossen uns also, uns um das kleine Ding zu kümmern. Mit Milch versuchten wir es zu füttern. Lena nahm das Kleine mit nach Hause. Ihre Gastmutter, die ebenfalls eine Hauskatze besitzt, war damit einverstanden.
Zu Beginn weinte es noch sehr und tat sich schwer; die Milch durch eine Spritze zu trinken.
Aber heute sieht die Sache schon ganz anders aus. Das süße Kätzchen frisst fleißig, spielt, lässt sich gerne kraulen und läuft überall herum. Die Frage ist nur, wohin es umziehen soll, denn für immer kann es nicht bei Lena leben.

In diesem Monat hatte ich außerdem viel Zeit, meine Zukunft zu planen. So überlegte ich, an welchen Unis ich mich bewerben will beziehungsweise, wie ich meine Wartesemester überbrücken kann. Ich möchte nach diesem Jahr gerne Medizin studieren. Wie wir alle ja wissen, bekommt man nicht so leicht einen Platz für dieses Studium. Vor allem nicht an den Universitäten, die sich auf meiner Wunschliste befinden.
So blicke ich also schon auf die Zeit nach Nicaragua. Ein komisches Gefühl.

Am 17. April erreichte uns die traurige Nachricht, dass der Gründer und deutsche Koordinator unserer Partnerorganisation CEDRU, Franz Thoma, gestorben ist. Die folgenden Tage im Büro verliefen eher bedrückend, so war Franz Thoma eine sehr wichtige Person und Freund unserer Mentoren bei Cedru.

Drei Tage später erreichte uns die nächste erschütternde Meldung.
In manchen Teilen Nicaraguas kam es zu Demonstrationen und größeren Protesten gegen eine Sozialreform, die unter anderem die Renten um 5 % kürzen sollte. Die Situation eskalierte. Es folgten heftigere Auseinandersetzungen, Ausplünderungen verschiedener Läden, Brände, Tote und Verletzte. Auch in unserem Wohnort fanden Demonstrationen statt, wurden Autoreifen angezündet und die Supermärkte schlossen. Die Schulen blieben für zwei Tage geschlossen.
Meine Gastmama fragte mich, ob ich traurig bin und Angst hätte wegen des Krieges. Krieg?
So ernst sah ich die Sache noch nicht. Aber irgendwie hatte sie Recht. Manche Bilder erinnerten an einen Bürgerkrieg.
Trotz Rücknahme der Sozialreform halten die Unruhen an. Denn die Proteste richten sich nicht mehr nur gegen die Reformen, sondern allgemein gegen die Regierung
Für uns Freiwillige heißt es seitdem Ruhe und Vorsicht bewahren. Daher fiel leider auch unser geplanter Wochenendtrip ins Wasser, denn Verreisen durften wir nicht. Die Situation ist einfach noch zu unüberschaubar.

Seit ein paar Tagen merke ich, dass es mir psychisch auch nicht mehr so gut geht. Das Alltagsleben lässt mich ermüden und meine Motivation schwindet. Ich habe das Gefühl, jeder Tag läuft gleich ab und ich erlebe nichts Neues. Ich fühle mich unerfüllt, brauche wieder ein tolles Erlebnis, vermisse meine Familie und Freunde und zähle die Tage. Dabei sollte ich doch die Zeit hier genießen. Mich auf die schönen Momente konzentrieren. Aber derzeit fällt es mir schwer. Ich hoffe ich befinde mich nur in einem kurzweiligen Tief...

Nun ist schon wieder ein Monat vergangen. Ein eher holpriger Monat.
Möge der Mai von schöneren Geschichten erzählen!


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